Während ich beispielsweise beim Patria Trail Pinion 29er überhaupt keine Vorstellungen vom Fahrgefühl hatte und mich endsprechend jungfräulich der Sache näherte, hatte ich beim folgenden Test des Pelago Sibbo klare Vorstellungen, kommt es doch meinem Vogel Randonneur vergleichsweise nahe.
Das Sibbo fiel mir bereits vor 2 Jahren auf der Eurobike auf. Die Rennradoptik in Verbindung mit der wirklich tollen Stahlgabel plus den Allroundfähigkeiten dank Schutzblech- und Gepäckträgeroption gefielen mir auf Anhieb. Und bei Stahl-Allroundern werde ich ohnehin schwach, wie man an meinem Vogel Randonneur erkennen kann. Womit wir wieder bei den Erwartungen an das Sibbo als Allrounder sind.
Ausstattung: Das Testrad (danke an Pelago für die Bereitschaft und an den Basis Fahrradwarenladen in Stuttgart fürs Bereitstellen) kam in Standardausstattung mit Shimano 105 2×11 Antrieb, Sugino Kurbel (46/36), mechanischen TRP Spyre Scheibenbremsen und Mach1/Novatec Laufrädern mit Schwalbe Durano 28er Reifen. Der Brooks Cambium Sattel war für meinen großen Sitzknochenabstand mit 15 cm Breite zu schmal, weshalb ich ihn nach kurzem Ritt gegen meinen geliebten Selle An-Atomica ersetzte.
Rahmen & Qualitätseindruck: Der Stahlrahmen des Pelago Sibbo wird aus dem guten alten und unverwüstlichen Columbus Thron Rohrsatz geschweißt. Das leicht abfallende Oberrohr verleiht dem Rad in Kombination mit dem 44mm Steuerrohr einen modernen Look. Das fette Steuerrohr passt (wie fast immer) nicht zur Stahlgabel und auch nicht wirklich zu den schlanken Rahmenrohren. Bei Einsatz einer Carbongabel dürfte das Ganze etwas harmonischer wirken. Das Tretlager kommt klassisch als BSA-Version. Die Ausfallenden sind grazil, eher klassisch und passen gut zum Gesamtlook. Das Schaltauge ist nicht austauschbar.
An der Verarbeitung des Rahmens gibt es nichts zu meckern. Das Headbadge und die Metallplakette auf dem Sitzrohr wirken edel. Überhaupt ist das Sibbo in Standardfarbe Schwarz mit schwarzen Komponenten ein sehr elegantes und optisch ansprechendes Bike. Die hintere Scheibenbremsaufnahme ist in den Hinterbau integriert.
Testfahrt: Die Rahmengröße 56 war für meine 1,80m (mit langen Beinen) etwas zu klein, was in mehr Überhöhung und flacherer Oberkörperposition mündete als gewohnt (hier im Bild noch der gelieferte Aufbau ohne Anpassung an meine Maße). Das liegt aber an meiner generell ziemlich aufrechten Sitzposition, war etwas ungewohnt, aber nicht dramatisch. Ein paar Spacer mehr am Gabelschaft würden es sicher auch tun.
Generell ist die Geometrie mit 73° Sitzrohr, 73,5° Steuerrohr (beim 56er) und 45mm Vorlauf eher sportlich als touristisch. Das 160mm Steuerrohr wirkt hier ein wenig besänftigend, genauso wie die Packtaschen-tauglichen Kettenstreben mit ca. 425mm.
Beim Fahreindruck war ich auf den Vergleich mit meinem Vogel Randonneur gespannt, der geometrieseitig entspannter daher kommt. Was soll ich sagen: sehr angenehm das Sibbo. Wendig, ohne nervös zu sein, flott am Berg und stabil auf Abfahrten mit schlechtem Belag. Sportlicher als mein Vogel, vielleicht auch etwas weniger komfortabel, aber lange nicht so knackig wie ein reinrassiges Rennrad.
Den angeblichen Stabilitätsgewinn des 44mm Steuerrohrs konnte ich nicht wahrnehmen, brauche ich auch nicht. Die große Reifenfreiheit von 32mm mit Schutzblechen und 42mm ohne bietet jede Menge Möglichkeiten für Schotterpisten, Reisen oder einfach ein Komfortplus. Kurz: ein Allrounder mit sportlichen Genen.
Zur Shimano 105 Schaltgruppe muss man nicht viel sagen. Die Sugino Kurbel machte auch beim Kettenblattwechsel eine gute Figur. Die TRP Spyre bremste im Vergleich zu meinen Avid BB7 Road S am Vogel sogar einen Tick besser, was natürlich auch an der frischen Einstellung liegen kann.
Fazit & Kosten: Das Pelago Sibbo ist ein eher sportlicher Stahlrahmen-Allrounder für Sport, Fitness und Touren auf der Straße und Schotter. Nichts für Weltreisen unter Schwerlast, aber dafür gibt es ja auch andere Modelle. Mit unterschiedlichen Reifen kann man ein großes Spektrum an sportlichen und touristischen Bedüfnissen abdecken. Der Look ist modern und sehr elegant, die Ausstattung solide und langlebig und die Verarbeitungsqualität sehr gut.
Das Pelago Sibbo kostet als Komplettbike 1.995 Euro – ein fairer und angemessener Preis. Bei 6 Rahmengrößen (auch XXL als 67er) dürfte die passende Größe dabei sein.